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Gedanken und Erlebnisse in Alta: Warum das Nordkap noch warten kann

Norwegen - Alta

Ein botanischer Garten, Rentiere und ein wohlverdienter Fast-Pausentag

Nach der epischen und ermüdenden Suche nach Troll Hattelaus am Vortag begann unser Morgen ein wenig gemächlicher – zum Glück! Lina und ich beschlossen, den botanischen Garten in Tromsø zu besuchen. Ein bisschen Natur, ein paar Pflanzen und hoffentlich weniger Abenteuer als gestern, dachte ich mir.

Der botanische Garten war tatsächlich ganz hübsch. Allerdings waren die Beschriftungen hauptsächlich auf Norwegisch und in Fachbegriffen verfasst. Das bedeutete, dass ich viele Pflanzen mit dem Handy identifizieren musste, was für Lina eine eher langweilige Angelegenheit war. Sie sass geduldig neben mir, während ich wie ein kleiner Botaniker durch die Beete hüpfte. «Ah, das ist also eine… ähm… irgendwas mit ⟨pedium⟩», murmelte ich vor mich hin, während Lina mich mit einem Blick ansah, der eindeutig sagte: «Können wir jetzt bitte weiter?»

Überraschenderweise entdeckte ich einige Pflanzen, die ich tatsächlich auch aus meiner Heimat kenne oder die in den Alpen wachsen. Es war faszinierend zu sehen, wie diese Pflanzen hier in der arktischen Umgebung gedeihen. «Schau mal, Lina, das ist ein blauer Enzian!», sagte ich begeistert. Lina war weniger beeindruckt und nutzte die Gelegenheit, ein wenig die Gegend zu beobachten.

Überraschung: Rentiere

Danach ging es zum Einkaufen, was eine unerwartete Überraschung bot. In einem Wohngebiet spazierten plötzlich zwei Rentiere umher, als ob sie geradewegs aus einem Weihnachtsmärchen entlaufen wären. Ich hatte bisher wohl doch keine Elche gesehen und musste nun feststellen, dass ich die beiden Spezies wohl verwechselt hatte. «Aha, also doch keine Elche, sondern Rentiere. Wieder was gelernt!», sagte ich schmunzelnd zu Lina, der ziemlich egal war, ob Rentier oder Elch.

Ein Rentier auf dem Weg nach Alta
Ein Rentier mitten im Wohnquartier

Ein Fast-Pausentag

Unsere Reise führte uns heute nur bis zur ersten von zwei weiteren Fähren, was ein Segen war. Nach der Überfahrt parkten wir auf einem gemütlichen Campingplatz gleich bei der Anlegestelle und beschlossen, den Rest des Tages einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Anstrengende Trollsuchen und botanische Exkursionen fordern schliesslich ihren Tribut.

Gegen Mittag waren wir da und gönnten uns eine wohlverdiente Pause. Ich war selbst ziemlich müde, und ein Fast-Pausentag klang genau nach dem, was wir brauchten. Lina war ebenfalls froh, einfach mal nichts zu tun und keine Steine klettern zu müssen. Wir verbrachten den Nachmittag damit, die Umgebung zu erkunden, ein kleines Nickerchen zu machen und uns in der Ruhe des Campingplatzes zu verlieren.

Manchmal sind es die entspannten Tage, die einem so richtig gut tun. Nach all den Abenteuern der letzten Tage war dieser Fast-Pausentag genau das Richtige. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht schauten wir in die niemals endende Sonne der Lyngenalpen und freuten uns auf die kommenden Abenteuer.

Ankunft in Alta und eine neue Übernachtungsstrategie

Nach einer erholsamen Nacht – ja, wir haben tatsächlich sehr gut und lang geschlafen – starteten wir unseren Tag erst um 8:00 Uhr. Ein gemütlicher Spaziergang mit Lina, Abfall entsorgen, Wasser tanken – das übliche morgendliche Campingritual. Dann ging es weiter Richtung Alta, und wir schafften es wieder direkt auf die Fähre ohne Wartezeit. Ein guter Start in den Tag!

Die Strecke nach Alta war atemberaubend schön. Norwegen hat wirklich eine bezaubernde Landschaft zu bieten, und ich konnte mich kaum sattsehen an den Fjorden, Bergen und endlosen Wäldern.

In Alta angekommen, probierte ich eine neue Strategie zur Suche eines Übernachtungsplatzes aus. Ich suchte in der Outdooractive-App nach Wanderwegen und Wanderungen und nutzte die Satellitenansicht, um zu schauen, ob es am Startpunkt einen Parkplatz gibt und keine Häuser in der Nähe sind. Und siehe da, ich fand eine vielversprechende Wanderung in Alta. Jetzt stehen wir mitten im Wald, ganz alleine (was gar nicht unbedingt sein müsste), umgeben von einem schönen Wanderweg. Ein Volltreffer!

Pläne in Alta

Morgen habe ich ein paar wichtige Aufgaben auf dem Plan. Zuerst möchte ich in Alta nach neuen Reifen schauen. Die Vorderreifen sind ziemlich am Limit, was ich schon beim Start der Reise vermutet hatte. Ich habe bereits einen Händler herausgesucht, den ich morgen besuchen werde. Sicherheit geht vor, und ich möchte ungern mitten im norwegischen Nirgendwo mit platten Reifen stehen.

Ausserdem möchte ich die berühmten Felsenritzungen sowie das zugehörige Museum in Alta besichtigen. Mir war gar nicht bewusst, dass es hier solche historischen Schätze gibt. Diese Petroglyphen1 sind ein Fenster in die Vergangenheit und ich freue mich darauf, mehr über die prähistorischen Menschen zu erfahren, die hier lebten und ihre Geschichten in den Fels meißelten.

So endet unser Tag in Alta, mit einer vielversprechenden Übernachtungsstrategie und spannenden Plänen für morgen. Die Abenteuer gehen weiter, und wir sind gespannt, was der nächste Tag für uns bereithält.

Gedanken auf dem Weg zum Nordkap – und warum ich noch nicht zurück will

Während Lina und ich gemütlich im Wald von Alta herumspazieren und den friedlichen Nachmittag geniessen, schwirren mir einige Gedanken durch den Kopf. Gedanken, die ich eigentlich gar nicht haben möchte, die sich aber dennoch hartnäckig festsetzen.

Das Nordkap – eines unserer grossen Ziele – rückt immer näher. Doch je näher wir kommen, desto mehr wird mir bewusst, dass dies auch der Punkt ist, an dem es wieder zurückgeht. Das Nordkap ist nicht nur ein geographisches Ziel, sondern auch eine Art Halbzeit unserer Reise. Und ehrlich gesagt, möchte ich noch gar nicht daran denken, wieder zurückzufahren.

Es eilt mir im Moment gar nicht, ans Nordkap zu kommen. Ich möchte die Reise, die Eindrücke und die Freiheit, die sie mit sich bringt, noch viel länger geniessen. Die Vorstellung, dass wir bald die Hälfte geschafft haben, macht mir ein wenig wehmütig. Ich sauge die Eindrücke dieser Reise auf wie ein Schwamm – die atemberaubenden Landschaften, die unerwarteten Begegnungen, die stillen Momente in der Natur. Und dabei verspüre ich keine Spur von Langeweile. Im Gegenteil, jeder Tag bringt neue Abenteuer und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.

Lina scheint meine Gedanken zu spüren. Sie schaut mich mit ihren treuen Augen an, als wollte sie sagen: «Mach dir keine Sorgen, wir haben noch viele Abenteuer vor uns!» Und sie hat recht. Warum sich über das Ende Gedanken machen, wenn wir noch mitten im Abenteuer stecken?

Also beschliesse ich, diese Gedanken einfach beiseite zu schieben und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Denn das Hier und Jetzt ist ziemlich grossartig. Wir haben noch viele Orte zu erkunden, viele Menschen zu treffen und viele Geschichten zu sammeln.

«Lina, was hältst du davon, wenn wir einfach den Moment geniessen und uns keine Gedanken über das Ende machen?», frage ich sie. Sie wedelt mit dem Schwanz und bellt einmal, als ob sie zustimmen würde.

Und so setzen wir unseren Spaziergang fort, ohne Eile und ohne Sorgen. Das Nordkap kann warten. Wir haben noch eine ganze Welt zu entdecken – und das macht diese Reise so besonders.

Abschliessende Gedanken aus Alta

Dieser Beitrag enthält mehr Text und weniger Bilder, aber manchmal sind es die Worte, die die Geschichten am besten erzählen. Worte, die die atemberaubenden Landschaften, die unerwarteten Begegnungen und die stillen, nachdenklichen Momente einfangen. Worte, die die Essenz unserer Reise wiedergeben und die Emotionen, die sie in uns wecken.

Jetzt, da der Text schon über 1000 Zeichen umfasst, schliesse ich diesen Eintrag hier und lasse die Eindrücke unserer Reise nach Alta für sich sprechen. Die Abenteuer sind noch lange nicht vorbei, und es gibt noch so viel zu entdecken und zu erleben. Aber für heute geniesse ich das Gefühl der Zufriedenheit und die Vorfreude auf das, was noch kommt.

  1. Petroglyphen sind Felsritzungen oder -gravuren, die von prähistorischen Menschen in Steinflächen eingraviert oder eingeritzt wurden. Sie sind eine der ältesten Formen der menschlichen Kunst und Kommunikation und finden sich auf der ganzen Welt in verschiedenen Kulturen und Epochen. ↩︎
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