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Positives Hundetraining – naiv und grenzenlos?

Positives Hundetraining grenzenlos

Stimmt dieses Vorurteil über positives Hundetraining?

Nein, positives Hundetraining ist nicht grenzenlos. Grenzen sind wichtig, um unseren geliebten Vierbeinern eine sichere und harmonische Umgebung zu bieten. Doch wie können wir diese Grenzen auf eine partnerschaftliche Art und Weise setzen? Wann brauchen wir überhaupt solche Grenzen? Und was soll unser Hund statt dessen tun?

Grenzen im Alltag und unerwünschtes Verhalten

Unsere Hunde erfahren täglich verschiedene Arten von Grenzen, nur schon durch die Art, wie wir mit ihnen zusammen leben: Leinen, Zäune, Mauern usw.

Wir bestimmen so ziemlich alles im Leben unserer Hunde. Wann sie raus gehen oder wo sie sich lösen dürfen, wann es essen gibt, mit wem sie Kontakt haben und vieles mehr. Über all diese Dinge haben unsere Vierbeiner keine oder kaum Kontrolle. Jedoch sind Kontrolle uns Selbstwirksamkeit wichtig für ein Lebewesen. Also gestalten wir unser Leben zusammen doch so nett und angenehm wie möglich, für beide Seiten. Positives Hundetraining bietet so viele Möglichkeiten dafür.

Wenn Hunde unerwünschte Verhaltensweisen zeigen, gibt es immer Gründe dafür. Sie wollen uns nicht ärgern oder der Chef sein. So denkt ein Hund nicht. Sondern der Hund lernt aus den Folgen seines Handelns (sogenannte operante Konditionierung1) und reagiert auf die Umwelt. Es ist aber verständlich, das wir unerwünschtes Verhalten stoppen wollen oder auch müssen, denn:

  • Es könnte gefährliche Folgen haben.
  • Es kann sehr unangenehm fürs Gegenüber sein.

Im Alltag versuchen wir zu vermeiden, dass der Hund in den roten Bereich kippt und Grenzen überschreitet (siehe hierzu Ist Dein Hund im grünen Bereich?), am besten wäre immer grün, doch das ist leider unrealistisch, denn manchmal werden wir von der Umwelt überrascht. Wenn also unser Hund in einen Verhaltensbereich kommt, der zu unerwünschtem Verhalten führt, dann können wir ihm mit diversen Signalen da hinaus helfen, ihm Alternativen bieten. Im positiven Hundetraining gibt es viele Methoden, um diese alternativen aufzubauen.

Und wenn gar nichts mehr geht, können wir einen Verhaltensunterbrecher einsetzten, wie beispielsweise einen Geschirrgriff mit Umorientierung und aus der Situation führen. Wichtig dabei: Der Geschirrgriff wird vorher ohne Ablenkung positiv aufgebaut! Also hier ebenfalls positives Hundetraining.

Das alles kann für den Hund fair und verständlich geschehen, dazu braucht es weder Leinenrucks noch Geschimpfe des Menschen – positives Hundetraining eben.

Weiter können wir durch Management dafür sorgen, dass Grenzen eingehalten werden (z.B. Hund an der Schleppleine führen). So haben wir Zeit, unsere Alternativverhalten aufzubauen, ohne dass Grenzen überschritten werden können (z.B. jagen gehen). Management kann auch nötig sein, um gefährliche Situationen zu verhindern (z.B. Hund an der Strasse an der Leine). Auch dies beinhaltet positives Hundetraining.

Meine persönliche Umsetzung mit Lina

Zu allererst belohne ich Lina oft und gerne für gutes Verhalten. Dadurch ist unerwünschtes Verhalten weniger bis kaum mehr vorhanden.

Falls Lina Unterstützung braucht (das sehe ich an ihrer Körpersprache), dann biete ich ihr Alternativverhalten wie z.B.:

  • Handtouch (macht sie sehr gerne und nimmt sie gerne an)
  • Sitzen und beobachten (nicht starren, einfach nur Situation beobachten und einschätzen; das hilft ihr sehr)
  • Mit den Vorderpfoten irgendwo drauf stehen (das macht sie manchmal sogar von sich aus)
  • Bogen laufen oder einen anderen Weg gehen (das kann sie inzwischen und ich nehme das Angebot gerne an)
positives Hundetraining grenzenlos?
Auch eine Grenze 😉, aber eine andere.

Wenn ich die Situation doch mal falsch einschätze, Lina einen schlechten Tag hat oder wir überrascht werden, dann wende ich den Geschirrgriff an. Je nach Situation lasse ich sie kleine Leckerli vom Boden suchen, um die Erregung herunterzufahren. Und nein, aggressives Verhalten wird nicht durch Futter verstärkt. Wir werden ja auch nicht wütender, wenn uns jemand Schokolade anbietet. Entweder nehmen wir sie oder spucken sie gleich wieder aus. Aber die Wut wird deswegen nicht grösser.

Für uns stimmt dieser Weg und unsere Spaziergänge sind inzwischen schon sehr entspannt geworden. Ausser Lina entdeckt Rehe, aber das finde ich grossartig und selbst auch spannend. Ich staune immer wieder, was mir Lina alles zeigt.

Weiterführende Informationen 

Möchtest Du mehr über die Gegenkonditionierung oder andere Trainingsmethoden wissen? Kontaktiere mich noch heute, um Dein massgeschneidertes Training zu buchen oder informiere Dich über meine Gruppentrainings zu verschiedenen spannenden Themen.

Kampagnen über positives Hundetraining: 

Kampagne von #PositiveRocks!®: https://www.positive-rocks.com

Gemeinschaft von Menschen mit Hund, Hundeschulen, Vereinen, Trainerinnen und Trainern, die sich grundsätzlich zu gewaltfreiem Hundetraining auf Basis der neuesten verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisse verpflichten: https://trainieren-statt-dominieren.de

  1. Die operante Konditionierung ist eine Form des Lernens, bei der Verhalten durch Konsequenzen beeinflusst wird. Der amerikanische Psychologe B.F. Skinner führte zahlreiche Experimente mit Tieren durch, um die Prinzipien der operanten Konditionierung zu erforschen und zu erklären (Skinnerbox, 1930). Demnach wird ein Verhalten verstärkt oder abgeschwächt, je nachdem, ob es positive oder negative Konsequenzen hat. ↩︎