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Ankunft in Tromsø und erste Erkundungen
Nach einer längeren Fahrt erreichten wir endlich Tromsø, das Tor zur Arktis. Die Entscheidung, zuerst den Campingplatz anzusteuern, fiel mir leicht, da es bereits Mittag war und eine ideale Zeit, um unser Quartier für die nächsten Tage zu sichern. Glücklicherweise fanden wir auf dem einzigen Campingplatz in der Nähe noch wenige freie Plätze auf dem Pop-up Stellplatz ohne Strom – für mich völlig in Ordnung. Ich buchte gleich zwei Nächte.
Am Nachmittag schwang ich mich aufs Fahrrad und machte mich auf den Weg, um Tromsø zu erkunden. Das Auto stand auf dem Stellplatz im Schatten, so dass es nicht zu heiss wurde, und Lina konnte bequem darin bleiben. So konnte ich in Ruhe einige der Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen, darunter die beeindruckende Eismeerkathedrale und das faszinierende Trollmuseum.
Im Trollmuseum entdeckte ich ein Bild eines weiteren interessanten Ortes: eine Steinformation, die wie ein sitzender Troll aussieht, genannt der Troll Hattelaus. Er soll ganz in der Nähe von Tromsø sein. Trotz intensiver Suche im Internet und auf Outdooractive konnte ich keine weiteren Informationen darüber finden – ein kleines Mysterium, das meine Neugier weckte.
Zurück am Campingplatz erwartete mich Lina schon voller Vorfreude. Sie war ziemlich aufgeregt, als sie das Fahrrad sah. Also beschlossen wir, den Tag mit einer kurzen Bikejöring-Runde ausklingen zu lassen. Es war der perfekte Abschluss für unseren ersten Erkundungstag in Tromsø.
Morgenwanderung auf den Fløya
Unser heutiger Morgenspaziergang war eine aufregende Wanderung auf den Fløya, genauer gesagt zur Bergstation der Seilbahn. Wir entschieden uns für den Weg über die Sherpatreppen – eine steile, aber beeindruckende Route aus steinernen Treppenstufen, die von nepalesischen Sherpas gebaut wurden.
Nachdem wir den Aufstieg gemeistert hatten, machten wir eine wohlverdiente Pause auf der Terrasse der Bergstation. Für einen kurzen Moment hatten wir den Gipfel ganz für uns allein und genossen die spektakuläre Aussicht auf Tromsø und die umliegenden Fjorde.
Nach der Pause auf dem Gipfel ging es wieder steil bergab. Wir wählten einen anderen Weg zurück zum Campingplatz, um die Landschaft aus einer neuen Perspektive zu erleben. Zurück auf dem Platz versuchten wir, ein bisschen zu entspannen, so gut es eben ging – Lina war nämlich fleissig damit beschäftigt, alles zu melden, was sich in unserer Nähe bewegte.
Ein entspannter Nachmittag und neue Erkenntnisse
Der Nachmittag verlief entspannt. Endlich fand ich die Zeit, das Buch «Control Unleashed – Reactive to Relaxed» [unbezahlte Werbung; willkürlicher Verlag] zu Ende zu lesen. Mein Fazit: Vieles darin handelt von Gegenkonditionierung auf operanter Basis, allerdings nach bestimmten Mustern, die für den Hund sehr vorhersehbar sind. Diese Muster werden als «Pattern Games» bezeichnet. Lerntheoretisch ist es nichts anderes als das, was ich bei ATN gelernt habe, lediglich etwas anders umgesetzt und mehr als Dialog mit dem Hund beschrieben.
Interessanterweise stellte ich fest, dass ich Ähnliches mit Lina praktiziere, ohne es bisher bewusst benannt zu haben. Es war eine schöne Bestätigung und eröffnete mir neue Ansätze, um unser Training weiter zu verbessern.
So neigte sich unser Tag dem Ende zu – voll von neuen Erlebnissen und wertvollen Erkenntnissen. Tromsø hatte uns bereits in seinen Bann gezogen, und wir freuten uns auf die weiteren Abenteuer, die noch vor uns lagen.
Die Suche nach Troll Hattelaus – ein etwas anderer Wandertag
Mit einer Mischung aus Abenteuerlust und ein wenig Naivität machte ich mich auf, um die legendäre Felsformation Troll Hattelaus zu finden, von der ich im Trollmuseum erfahren hatte. Eine schnelle Internetsuche brachte erstaunlich wenig Ergebnisse – eigentlich gar keine, um ehrlich zu sein. Aber ich liess mich davon nicht beirren. Ein unauffindbarer Troll? Klingt genau nach meinem Ding! Bei Ourdooraktive habe ich eine Tour gefunden, die zum Troll führen könnte.
Wir fuhren etwa 30 Minuten vom Campingplatz los und starteten unsere Wanderung. Der Aufstieg war anspruchsvoll, im oberen Teil fast weglos. Markierungen gab es, aber wir mussten dennoch über jede Menge Geröll klettern.
Ob wir am Ende den Troll Hattelaus gefunden haben? Tja, ich bin mir nicht ganz sicher. Der Felsen sah durchaus trollartig aus, aber die Beschreibung und die Himmelsrichtung passten irgendwie nicht wirklich zusammen.
Ich fand den genannten Gipfel auf einer anderen Karte (Topo), nur leider lag er auf der gegenüberliegenden Seite. Wenigstens hatten wir eine Richtung.
Mit der Hoffnung auf eine spektakuläre Entdeckung setzte ich unseren Weg fort und dachte, vielleicht finde ich ja noch eine weitere trollähnliche Felsformation. Meine Idee mit dem Umweg und daraus resultierenden alternativen Abstieg entpuppte sich als weniger genial – noch mehr Geröll, steil und schwierig. Ich musste Lina teilweise von Stein zu Stein heben, was sie nur mässig lustig fand.
Unterwegs kamen wir an einem See vorbei. Den Zugang zu finden, war eine Herausforderung, aber als wir endlich eine Stelle entdeckten, liess ich es mir nicht nehmen, nackt im See zu baden – ein Punkt auf meiner Bucket List, der endlich abgehakt wurde! Lina war weniger beeindruckt und wartete geduldig am Ufer.
Der weitere Abstieg war ebenfalls felsig, steil und schwierig. Fliegen und Bremsen umschwirrten uns ständig, und im unteren Teil mussten wir uns durch Birken quetschen. Umdrehen kam für mich nicht in Frage, denn in solchen Dingen kann ich ziemlich stur sein. Zum Glück schafften wir es ohne Unfall durch das ganze Geröll und die Birken hindurch.
Unser alternativer Abstieg führte uns ziemlich direkt zum Auto, und kurz vorher entdeckten wir einen Bach. Völlig überhitzt legte ich mich kurzerhand mit Schuhen und Kleidern ins Wasser. Beim Auto angekommen, bekam Lina ihr wohlverdientes Futter, und ich zog mich um. Danach brauchte ich dringend einen Kaffee und eine Zimtschnecke!
Die Nacht werden wir wohl gleich hierbleiben, denn ich fühle mich momentan nicht in der Lage, noch weiter zu fahren. Der Abstieg hat mich nervlich ziemlich mitgenommen. Insgesamt waren wir über fünfeinhalb Stunden unterwegs, ohne grosse Pause zu machen. Ein wahrhaft unvergesslicher (und etwas grenzwertiger) Wandertag – mit oder ohne Troll.