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Über den Polarkreis auf der Fähre
Unsere Reise entlang der Helgelandskysten führte uns schliesslich zur Fähre Kilboghamn – Jektvik, die uns über den Polarkreis brachte. Diese Überfahrt war besonders, denn die Fähre hatte als einzige einen speziellen Raum für Hunde. Lina war somit bestens versorgt und musste dieses Mal nicht im Auto bleiben. Der Einweiser vom Deck war äusserst freundlich und begleitete uns zu diesem Raum, was die Überfahrt noch angenehmer machte.
Es war ein wunderbares Gefühl, diese Überfahrt zusammen mit Lina an Deck zu erleben. Die frische Meeresbrise, die majestätischen Berge im Hintergrund und das sanfte Schaukeln der Fähre – all das trug zu einem unvergesslichen Moment bei. Lina schien die Überfahrt ebenso zu geniessen wie wir, an Deck draussen war es ihr allerdings nicht ganz geheuer.
Wir setzten also unsere Fahrt auf der Helgelandskysten fort. Und die Landschaftsroute enttäuschte nicht: Unterwegs stiessen wir erneut auf wunderschöne Rastplätze, beeindruckende Kunstinstallationen und imposante Gezeitenströme, die die Landschaft noch spektakulärer erscheinen liessen. Jeder Stopp entlang der Strecke bot neue Entdeckungen und wunderschöne Ausblicke, die uns immer wieder in Staunen versetzten.
Die Helgelandskysten war zweifellos eine sehr schöne und lohnenswerte Route. Die Kombination aus Natur, Kunst und dem Gefühl, mit unserem Camper und Lina unterwegs zu sein, machte diese Etappe unserer Reise zu einem besonderen Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden.
Gedanken zu den Fähren auf der Helgelandskysten
Ach, die Fähren entlang der Helgelandskysten – sie sind wie eine gut geölte Maschinerie, die leider etwas zu viele Fans hat. Nach den ersten Fähren habe ich schnell gemerkt, dass diese schwimmenden Engpässe das wahre Abenteuer sind. Mit ihrer «hohen» Frequenz von wenigen Fahrten am Tag versprechen sie lange Schlangen und Wartezeiten, die selbst den entspanntesten Camper auf die Probe stellen.
Besonders unvergesslich sind die Abende, wenn die Fähre endlich anlegt und eine Armee von Campingfahrzeugen auf der Suche nach einem Schlafplatz losrollt. Es fühlt sich an, als wären wir alle auf einer Schatzsuche nach dem letzten freien Stellplatz – nur ohne Schatzkarte.
Und dann gibt es da noch die sagenumwobene Fährverbindung Andenes – Gryllefjord, die zwei Landschaftsrouten verbindet. Ein wahres Paradies der Überfüllung. Man munkelt, dass dort die Wartezeiten so lang sind, dass man sich am Ende mit den anderen Wartenden anfreundet und eine neue Campinggemeinschaft gründet. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, diesen Spass auszulassen.
Trotz all dem Gedränge bieten die Fähren auch schöne Momente. Die Überfahrten mit beeindruckenden Ausblicken und das Gefühl, ein echtes Abenteuer zu erleben, entschädigen ein wenig den (selbstgemachten) Stress. Am Ende des Tages sind die Fähren ein unverzichtbarer Bestandteil der Helgelandskysten-Erfahrung – geordnet, beliebt und irgendwie auch charmant. Mit etwas Humor und einer grossen Portion Geduld lässt sich die Reise problemlos dennoch geniessen.
Flexibilität auf Reisen: Von Skutvik nach Svolvær (statt von Bodø aus) auf die Lofoten
Statt von Bodø aus auf die Lofoten zu reisen, habe ich mich für die alternative Sommerroute von Skutvik nach Svolvær entschieden. Klar, das bedeutete ein bisschen mehr Fahrerei, aber das war mir der Fährestress (oder eben nicht) Wert.
Das letzte Strassenstück nach Skutvik war ein wahrer Augenschmaus. Und als ob die Natur uns noch einen Bonuspunkt verleihen wollte, kreuzte ein stattlicher Elch mit einem beeindruckenden Geweih unseren Weg. Ein echter VIP-Auftritt im Tierreich!
Ins Skutvik sind wir genau rechtzeitig zur Fähre gekommen. Die Fähre fährt nur zweimal am Tag, und wir haben genau die Abfahrt um 11:35 Uhr erwischt. Und wir hatten sogar Platz darauf! Wieder eine wunderbare Fügung.
Die Fährüberfahrt nach Svolvær dauerte gute zwei Stunden. Lina musste nun wieder im Auto bleiben, dafür konnte sie in diesen zwei Stunden etwas im Bett schlafen. Währenddessen genoss ich die Überfahrt, die sich wie ein Mini-Kreuzfahrt anfühlte – mit dem Wind in den Haaren und den Lofoten in Sichtweite.
Die Ankunft in Svolvær war wie ein Déjà-vu der besten Art. Ich war schon zweimal hier und es fühlte sich an, als würde ich einen alten Freund wiedersehen. Die gemütlichen Häuschen, die Svolværgeita (Kletterfelsen, den ich 2018 bestiegen habe) und die einmalige Atmosphäre der Lofoten hiessen uns willkommen und flüsterten leise: „Willkommen zurück, Abenteurerin!“
So beginnt unser neues Kapitel auf den Lofoten – mit ein wenig mehr Fahrerei, passenden Zufällen und vielen wunderbaren Momenten, die nur darauf warteten, erlebt zu werden.
Wandern auf den Lofoten: Haukland Beach und mehr
Endlich sind wir auf den Lofoten angekommen und haben uns am malerischen Haukland Beach niedergelassen. Am Abend packte uns die Wanderlust und wir erklommen den Mannen. Die Tourenbeschreibung versprach 30 Minuten – in Wahrheit dauerte es eine Stunde und der obere Teil war recht anspruchsvoll. Ohne viel Ausrüstung und Proviant meisterten wir den Aufstieg und wurden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Zurück am Parkplatz, der auch als Übernachtungsplatz dient, stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen Abenteurerinnen waren. Viele Camper und Zelte teilten sich den Raum. Eine Internetrecherche hatte ergeben, dass auf den Lofoten reservieren wohl eher unüblich ist – einfach rechtzeitig da sein, lautet die Devise.
Das Drachenauge
Heute Morgen stand eine schöne Wanderung zum Uttakleiv Strand auf dem Programm. Dort gibt es eine Steinformation namens Drachenauge, die ich unbedingt sehen wollte – und ich habe sie auch gefunden!
Der Strand selbst, obwohl berühmt, war für mich weniger beeindruckend und fungierte als Schafsweide, was Lina nervös machte. Der Haukland Beach mit seinem feinen Sand gefiel uns da deutlich besser.
Einkaufen und Suche nach Campingplatz
Nach einem nötigen Einkauf entschied ich mich, zum Lofoten Beach Camp zu fahren. Reservierungen? Fehlanzeige. First come, first serve – was bei mir immer einen gewissen Druck auslöst. Glücklicherweise fanden wir am Mittag noch genügend Platz. Hier möchte ich ein wenig Wäsche waschen und wieder mal eine richtige Dusche nehmen.
Unterwegs sah ich bisher tatsächlich kaum Campingplätze, mehr Hütten und Hotels. Viele Camper scheinen frei an Parkbuchten zu stehen. So geht unser Abenteuer weiter – voller spontaner Entscheidungen, grandioser Ausblicke und neuer Entdeckungen.
Nachdenkliche Reflexionen: Als ausländische Camperin auf Norwegens Strassen
Ich habe immer noch das Gefühl, dass man als ausländische Camperin auf den Strassen Norwegens manchmal ein wenig bedrängt wird. Egal, ob ich die erlaubte Geschwindigkeit fahre oder nicht, es scheint immer ein gewisser Druck von hinten zu kommen. Dabei sind auch viele Norwegerinnen mit grossen Campern unterwegs, es sind nicht nur Ausländerinnen auf den Strassen. Vielleicht liegt es daran, dass einfach so (zu?) viele Reisende aus aller Welt diese wunderschönen Landschaften geniessen möchten?
Es könnte sein, dass die Einheimischen das Gefühl haben, ihre vertrauten Plätze und Ruhe werden ihnen durch den Zustrom von Touristinnen genommen. Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Zu Hause in der Schweiz, ticke ich wohl ähnlich. Wenn ich dort unterwegs bin und als Schweizerin keinen Platz mehr finde, weil alles voller Touristinnen ist, fühle ich mich auch ein wenig bedrängt.
Es scheint wohl menschlich zu sein, sich unwohl zu fühlen, sobald wir das Gefühl haben, unsere gewohnten Freiräume werden kleiner. Doch gleichzeitig erinnert mich das daran, wie wertvoll und begehrt diese Orte sind. Norwegen ist ein unglaublich gastfreundliches Land und die Menschen hier sind herzlich und offen. Dieses Gefühl des Bedrängtseins, des Konkurrenzkampfes um Platz und Ressourcen – es ist universell und keine Frage der Nationalität.
Während ich hier durch diese atemberaubenden Landschaften fahre, wird mir klar, dass wir alle Teil eines grösseren Ganzen sind. Ein Puzzle, in dem jeder von uns seinen Platz finden muss, ohne das Gefühl zu haben, anderen ihren wegzunehmen. Es ist ein Balanceakt zwischen Gastfreundschaft und Rücksichtnahme – und ich bin dankbar, hier sein zu dürfen und diese Erfahrungen zu machen.
Persönliche Eindrücke und Gedanken
Hinweis: Dies sind alles meine ganz persönlichen Eindrücke und Sichtweisen und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit. Jede erlebt die Lofoten auf ihre eigene Weise – und das ist das Schöne daran.