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Entspannung, Sonnenschein und ein Déjà-vu in Henningsvær
Nach der wunderbar entspannten Sauna, bei der ich mich wie frisch gebackene Zimtschnecken fühlte, haben wir noch einen Tag auf dem Campingplatz Skårungen verbracht (wo es übrigens auch super Zimtschnecken – auch Kanelsnurrer oder Kanelboller genannt – gab!). Das Wetter hatte sich wieder gebessert, und die Sonne schien so hell, als hätte sie einen Extra-Kaffee getrunken. Perfektes Wetter, um die Seele baumeln zu lassen und die atemberaubende Kulisse zu geniessen.
Lina und ich nutzten den sonnigen Tag, um den Campingplatz und seine Umgebung zu erkunden. Wir schlenderten entlang der Küste, und Lina schnüffelte neugierig an jedem zweiten Grashalm, während ich versuchte, mich nicht in den endlosen Weiten des Himmels zu verlieren. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen man das Gefühl hat, dass die Zeit stillsteht – fast wie in einem dieser kitschigen Urlaubsfilme, nur ohne die melodramatische Hintergrundmusik.
Am nächsten Tag packten wir unsere sieben Sachen und machten einen Abstecher nach Henningsvær. Kaum hatten wir die ersten Häuser des malerischen Fischerdorfs erblickt, überkam mich ein seltsames Déjà-vu. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich tatsächlich schon einmal hier gewesen war, im Jahr 2018 während meiner Kletterferien.
Damals wusste ich noch gar nichts von diesem Ort und dessen Fussballplatz, und ich glaube, Henningsvær war noch gar nicht so bekannt. Heute ist der Fussballplatz ein echter Touristen-Hotspot, genauso wie Henningsvær selbst. Aber anstatt mich in die Touristenströme zu stürzen, bin ich mit Lina einfach ein bisschen durch die Gassen geschlendert.
An diesem ruhigen Sonntag waren die Gassen angenehm leer. Doch kaum hatten wir uns so richtig eingelebt, begann es zu regnen. Ein klarer Fall von norwegischem Wetterhumor. Also machten wir uns auf den Rückweg zum Auto, begleitet von Linas fröhlichem Schwanzwedeln und meinen Gedanken an vergangene Kletterabenteuer.
So endete unser kleines Abenteuer in Henningsvær – nass, aber glücklich und mit der Gewissheit, dass die besten Geschichten oft dort beginnen, wo alte Erinnerungen auf neue Erlebnisse treffen.
Weiter Richtung Norden
Nun ging es weiter Richtung Norden, Richtung Harstad. Die Strasse zog sich wieder durch wunderschöne Landschaften. Für Lina ist das Autofahren immer noch etwas stressig, also mache ich die Etappen nicht allzu lange. Deshalb suchte ich am frühen Nachmittag nach einer Übernachtungsmöglichkeit und fand eine in der Nähe eines idyllischen Strandes, der fussläufig erreichbar war.
Gut ausgeruht und voller Vorfreude machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Harstad. Mein Hauptanliegen war es, meine Gasflasche aufzufüllen. Ich hatte einige Berichte darüber gelesen, aber so richtig konkret war es irgendwie doch nie.
In Harstad angekommen, fand ich schliesslich eine LPG-Tankstelle, die mir weiterhelfen konnte. Die Befüllung klappte wunderbar, und die nötigen Adapter waren dort ebenfalls vorhanden. Es war auch erfreulicherweise nicht allzu teuer.
Mit einer gefüllten Gasflasche und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht fuhren wie weiter zum Fähranleger zur Insel Rolla.
Abseits der Touristenpfade – grobe Richtung Tromsø mit Abstecher auf Senja
Von Harstad aus haben wir die Fähre genommen und sind nun ein bisschen abseits der Touristenpfade unterwegs. Die Route habe ich selbst zusammengestellt, mit der groben Richtung Tromsø im Hinterkopf. Dabei habe ich gemerkt, dass ich meine eigenen Abenteuer suchen muss und nicht einfach Park4Night-Plätzen nachfahren oder Blogbeiträge abarbeiten möchte.
Natürlich schaue ich ab und zu noch bei Park4Night vorbei, um zu sehen, ob es etwas Abgelegenes in der Nähe gibt, aber ich bin nun viel spontaner und weniger geplant unterwegs. Es ist ein befreiendes Gefühl, einfach der Nase nachzufahren und sich von der Landschaft inspirieren zu lassen.
Abseits der Touristenrouten merkt man schnell, dass die Infrastruktur etwas weniger ausgebaut ist, die Strassen etwas holpriger und die Häuser nicht immer perfekt rot gestrichen sind. Aber gerade das macht den Charme dieser abgelegenen Orte aus. Hier fühlt man sich wie ein echter Entdecker, fernab vom Trubel der bekannten Sehenswürdigkeiten.
Nachdenkliche Momente auf Senja
Auf der Insel Senja angekommen fand ich tatsächlich einen einsamen Wanderparkplatz, etwas abseits der Hauptrouten. Hier, inmitten der Stille und Abgeschiedenheit, hatte ich Zeit zum Nachdenken. Ob ich die geplante Wanderung morgen machen kann, weiss ich noch nicht. Das Wetter ist unberechenbar, und es hängt alles davon ab, wie sich die Wolken am Morgen verhalten. Wenn es zu regnerisch wird, fahre ich einfach ein paar Kilometer weiter zu einem flachen Wanderweg, den ich in der Nähe entdeckt habe.
Heute regnet es doch ziemlich stark, so dass wir uns tatsächlich entschieden haben, ein Stück weiter zu fahren. Am flachen Wanderweg angekommen, machten wir eine schöne, kleine und gemütliche Wanderung. Lina schnüffelte neugierig an den Steinen unterwegs – ob es hier etwas ähnliches wie Murmeltiere gibt?
Landschaftsroute Senja und Wohnmobilkarawanen
Wir sind nun auf der Touristenroute angekommen, und ich muss sagen, Senja übertrifft sogar die Lofoten – nicht unbedingt landschaftlich, sondern was die Wohnmobilkarawanen angeht. Jeder Rastplatz war bisher komplett voll mit Wohnmobilen. Ein paar dieser Fahrzeuge waren sogar unterkeilt, was vermuten lässt, dass dort übernachtet wurde. Ich fahre wohl das kurze Stück noch fertig und gehe dann schnellstmöglich wieder weg von der offiziellen Landschaftsroute. So ist es alles andere als entspannt für mich.
Ja Senja… Was soll ich dazu sagen? Die Wohnmobilkarawanen empfand ich persönlich recht schlimm und schockierend. Das hat mir gleich ein bisschen die Freude an der Landschaft genommen. Und ja, ich bin auch Teil des Ganzen, das weiss ich durchaus.
Landschaft
Landschaftlich war die Insel hingegen sehr schön, keine Frage. Wobei mir ganz persönlich die Lofoten besser gefallen. Vielleicht liegt es am Wetter, das heute und gestern eher regnerisch war. Regen kann die schönsten Orte in ein melancholisches Licht tauchen und die Stimmung dämpfen.
Fahrradfahrer
Es hatte auch ziemlich viele Fahrradfahrer (Hut ab!), die dem schlechten Wetter trotzen. Die Radfahrer können vor den Tunneln einen Button drücken, damit die Warnlampen im Tunnel angehen. Das habe ich erst hier gesehen und finde es eine clevere Idee, welche die Sicherheit erhöht.
Grobe Richtung Tromsø
Jetzt sind wir richtig Richtung Tromsø unterwegs und stehen irgendwo mitten im Wald. Wir sind also nicht am Meer, es ist windstill und feucht, und hier gibt es auch die ersten richtig vielen Mücken in Norwegen (für uns).
In diesen stillen Momenten, fernab von den Menschenmassen, finde ich Zeit, über die Reise und ihre Bedeutung nachzudenken. Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Einsamkeit und Entdeckung, aus Schönheit und Herausforderungen, die das Reisen so erfüllend macht. Und obwohl Senja mich mit seinen Wohnmobilkarawanen etwas enttäuscht hat, bleibt es doch ein wichtiger Teil meines Abenteuers.
Und an diesem ruhigen Ort habe ich wieder ein bisschen Zeit zum nachdenken und reflektieren. 🤔🔄🪞
Park4Night – Fluch und Segen in einem
Die App Park4Night ist gleichermassen Fluch und Segen. Auch ich nutze sie und war schon dankbar für ihre Dienste. Sie hat mir geholfen, versteckte Perlen und sichere Übernachtungsplätze zu finden. Doch ich sehe auch die negativen Aspekte dieser digitalen Unterstützung.
Die App trägt keine Schuld daran, wie Camper sich verhalten oder ob sie überfüllte Plätze ansteuern. Das ist eine Frage der Menge: Je mehr Menschen die App nutzen, desto grösser wird der Druck auf die entdeckten Stellplätze. Es ist eine unaufhaltsame Welle, die sich über die Landschaft ergiesst.
Es ist aber doch auch nicht besser, wenn jeder Camper jeden kleinen Weg und jede Seitenstrasse selbst absucht, um einen einsamen Stellplatz zu finden. Da finde ich es weitaus sinnvoller, wenn die App dabei hilft, die Suche zu kanalisieren. So bleibt zumindest ein Teil der Natur unberührt und die Belastung wird etwas verteilt.
Und auch wenn ein Stellplatz in der App registriert ist, muss der Mensch selbst entscheiden, ob er passend ist oder nicht. Das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und zu erkennen, wenn ein Ort überfüllt, privat, zu nahe an Häusern oder anderweitig ungeeignet ist. Und wenn alles voll ist, muss man vielleicht weiterfahren, auch wenn es unbequem ist.
Auf Rastplätzen empfinde ich es als fragwürdig zu schlafen, da ich dort oft Schilder gesehen habe, dass Übernachten nicht erwünscht ist. Heute habe ich mehrere aufgekeilte Camper gesehen, was vermuten lässt, dass sie länger an diesem Ort stehen und nicht nur eine Pause machen. Aber das ist nur eine Vermutung von mir, ich habe nicht nachgefragt.
Letztlich bleibt die Verantwortung bei jedem Einzelnen. Eine App kann uns leiten, aber nicht unsere Entscheidungen treffen. Wir sollten uns bewusst sein, dass unsere Freiheit auch Grenzen hat, die wir respektieren müssen. Es ist ein Balanceakt zwischen Entdeckung und Rücksichtnahme, zwischen Abenteuerlust und Respekt vor der Natur und den Menschen, die dort leben.