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Wieso schreien wir den Hund an?

Wieso schreien wir den Hund an

Ist es hilfreich, lauter zu werden oder zu schreien?

Warum neigen wir dazu, lauter zu werden oder den Hund anzuschreien, wenn er nicht gehorcht?

Hunde haben sehr gute Ohren. Der für sie hörbare Frequenzbereich ist viel breiter als der des Menschen (Mensch: 20 bis 20’000 Hz, Hund: 15 bis 50’000 Hz).

Manchmal beobachte ich, wie Menschen dem Hund zunächst höflich sagen «lass das», dann wird der Ton bestimmter «l a s s . d a s» und oft noch bestimmter und lauter «L A S S . D A S». Meistens sieht man dann eine Schreckreaktion des Hundes, wenn der Mensch auf ihn zugeht und laut «LASS DAS! NEIN! NEIN!» ruft. Oder der Hund verschlingt schnell, was er gefunden hat, oder geht geduckt weg von dem «lauten und seltsamen» Menschen. Aber die Hunde verstehen meist nicht den wirklichen «Sinn» oder Grund für dieses Verhalten der Menschen.

Die Lerntheorie dahinter

Laut werden, schimpfen oder schreien sind gemäss den Lerngesetzen eine positive Bestrafung. Dessen sollte man sich einfach bewusst sein oder werden. Denn für den Hund bedeutet dies eine unangenehme Erfahrung (das Geschimpfe), etwas Unangenehmes kommt also hinzu. Das Ziel ist, dass das Verhalten (zum Beispiel etwas Gefundenes fressen oder eine Katze jagen) weniger wird, also eine Strafe.

Aber bringt es denn etwas?

Ob laut werden etwas bringt, hängt vom Hund ab. Oft erschrecken die Hunde tatsächlich im Moment und lassen von ihrem Vorhaben ab. Das heisst ja, man kann dadurch Verhalten hemmen und weniger werden lassen. Aber der Weg dorthin ist aus meiner Sicht nicht schön, nicht nett und auch nicht wünschenswert.

Es kann natürlich im Affekt passieren, zum Beispiel, wenn der Hund unerwartet auf die Strasse läuft, dann ist verständlich, wenn wir vor Schreck kurz schreien. Aber um Dinge bewusst zu trainieren, gibt es andere, nettere und positive Wege.

Was braucht es für den positiven Weg?

Wie bereits erwähnt, können Abbruchsignale auch nett und positiv aufgebaut und trainiert werden! Ganz ohne Schreckreize, ohne Schimpfen und ohne lauter zu werden. Vom Menschen benötigt es dafür folgende Dinge:

Umdenken, weg von Dominanz-Gedanken und Vorurteilen

Offenheit fürs positive Hundetraining und positive Trainingsmethoden

Offene Augen für die Bedürfnisse des Hundes und die Hintergründe für sein Verhalten (jedes Verhalten hat einen Zweck)

Für den Hund braucht es Alternativen, eine gewisse Erwartungssicherheit und überhaupt das Wissen darüber, was erwünscht ist.

Beispiele

Aus der Menschenwelt

Wieso schreien wir den Hund an - Kind ruft vom Berg hinunter

Wir haben gekocht und das Essen ist fertig. Wir rufen unsere Familie, dass sie zum Tisch kommen soll. Die Kinder oder die Partnerin hören es jedoch nicht, es gibt keine Reaktion.

Wer von euch geht dann weiter weg, zum Beispiel in den Keller, nur um noch lauter zu rufen oder bis in den Dachboden zu schreien?

Würdet ihr nicht viel eher ins Kinderzimmer oder ins Büro gehen und nachfragen, ob ihr gehört werdet? Vielleicht möchte das Kind aber unbedingt noch etwas zu Ende spielen. Dann würdet ihr vielleicht sagen «OK, noch 5 Minuten, dann gibt es Essen». Also vorher eine Ankündigung machen (und zwar nett und ohne zu schreien), damit das Kind sein Spiel noch beenden kann.

Genauso kann es unseren Hunden gehen: Der Hund schnüffelt gerade, aber wir möchten weitergehen. Anstatt mehrmals «weiter» in verschiedenen Tonlagen und Lautstärken zu sagen, können wir unserem Hund auch eine Art «Countdown» geben. So kann er sein Ding beenden und dann freudig mitkommen (Stichwort: Anklopfen / Zählspiel). Das funktioniert super!

Aus der Hundewelt

Unsere Hunde können sich irgendwo fest-schnüffeln, weil es dort besonders interessant riecht, eine nette Hündin gerade dort war oder ähnliches. Anstatt den Hund immer strenger zu ermahnen «weiter», «WEITER», «K O M M .
J E T Z T . E N D L I C H ! ! !», und ihn sogar weiter zu ziehen, finde ich es fairer und verständlicher, vorab aufgebaute (positive) Signale zu verwenden.

Manchmal reicht es auch aus, ein wenig näher zum Hund zu gehen. Ich zeige manchmal auch Interesse an der Schnüffelstelle, so in der Art «zeig mal, was ist denn so interessant hier?», nähere mich freundlich und frage Lina «wollen wir weitergehen?». Häufig kommt sie dann mit, manchmal klopfe ich aber auch bei ihr an (Anklopfen / Zählspiel).

Wieso schreien wir den Hund an - Mensch ruft vom Berg hinunter

Wenn es für Lina sehr schwierig ist, nähere ich mich während des Zählens, meist etwa ab fünf, an und zähle weiter bis 10. Meistens kommt sie dann mit. Eine Ausnahme ist Gras fressen, das scheint ihr manchmal sehr wichtig zu sein, dann lasse ich sie weiterfressen (natürlich in angemessener Menge).

Weitere Informationen

Möchtest Du auch gerne mit Deinem Hund positiv trainieren und mehr über die vielen Möglichkeiten des positiven Hundetrainings erfahren? Dann zögere nicht und melde Dich an! 

Kampagnen über positives Hundetraining

Kampagne von #PositiveRocks!®: https://www.positive-rocks.com

Gemeinschaft von Menschen mit Hund, Hundeschulen, Vereinen, Trainerinnen und Trainern, die sich grundsätzlich zu gewaltfreiem Hundetraining auf Basis der neuesten verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisse verpflichten: https://trainieren-statt-dominieren.de